schreibt Fantasy

Der warme Hauch des Sieges


Heute morgen beobachtete ich zwei Zeisige. Sie haschten einander im warmen Frühlingswind, ließen sich auf Zweigen und Dächern nieder, nur um in eine schwirrende Wolke aus Federn aufzuplatzen und die Verfolgung wieder aufzunehmen.

Johann holte einen von ihnen mit einem Schuss herunter. Er ist der beste Schütze unseres Fähnleins, Das wäre für sich kein ehrenvoller Titel, denn die wenigsten von uns führen Pulver und Blei mit sich, geschweige denn eine Hakenbüchse, aber Johann, dieser Teufelskerl, schießt einem feindlichen Fähnrich auf zwanzig Schritt ein Auge aus und wird nicht müde, uns mit seinem Können zum Staunen zu bringen.

Mir war es leid um das Vöglein, aber ich sagte es niemand. Die anderen grölten, einige waren noch zu betrunken, um im Stehen zu pinkeln. Der Profoss ließ einige von den Steckenknechten abführen, aber er kündigte an, dass wir drei Tage saufen und huren können, wenn wir den Mansfeld und sein Heer Respekt gelehrt haben. Der Hund hatte versucht, uns bei Wiesloch aus den Schanzen zu locken, aber der Feldherr widerstand all seinem Drängen, worauf der Mansfeld in wilder Flucht abgezog.

Heute morgen erhielten wir Befehl zum Ausrücken. In wenigen Tagen werden wir vor den Schanzen des Mansfeld stehen, und mit Gottes und des Feldherrn Hilfe werden wir sie im Sturm überrennen.

Gerade ist Graf Tilly vorübergeritten. Er sieht stets so aus, als hätte er die Nacht nicht im Generalszelt, sondern auf einem Hofball verbracht. Das sehen wir ihm nach, weil er uns von Sieg zu Sieg führt. Er ist ein guter Feldherr.

Der Mansfeld und seine Mannen haben sich am Ohrenberg eingegraben, heißt es. Das wird ihnen nichts nützen.

Frühling liegt in der Luft, der warme Hauch des Sieges.